WHO 03

- April 2024: Medizinischer Dienst und Genehmigung für eine Abdominalplastik.

April 2024

Um es vorneweg zu nehmen, die junge Ärztin, die mich dort untersucht hat, war wirklich sehr nett. Zudem hat sie sehr mitfühlend reagiert und beruhigen auf mich eingewirkt, als ich mit Verdauungsproblemen (starkem Durchfall) dort aufgeschlagen bin und den Termin immer wieder unterbrechen musste. Den Grund dafür vermute in einer Kombination aus dem sehr frühen Termin, meiner Nervosität und eine aktuelle Phase von akuten Magen- und Darmproblemen.

So viel zum Positiven. Der Ablauf der Untersuchung hingegen war eine höchst skurrile Show.

Auftakt war die Begründung für den Termin: meine Fotos seien nicht aussagekräftige gewesen. Okay, lassen wir das mal einfach so stehen. Meiner Meinung nach hätten die Fotos nicht genauer und expliziter sein können. Zumal ein Teil davon ja ganz offiziell von medizinischen Kollegen gemacht wurden und nicht ausschließlich private Fotos waren.

Dann kann die Fragestunde, die sich von meiner Geburt bis zum heutigen Tag zog. Wann ich meine Periode bekommen hätte, welche Erkrankungen es in der Familie gäbe, welche OPs ich gehabt hätte und welche Diäten ich gemacht hätte. Was … halt mal! Um was geht es hier auch noch? Um eine WHO oder eine Adipositas-OP?

Nun wurde abgewiegelt (sieht ja gar nicht so schlimm aus), abschätzt (aber die Beine reiben ja nur im oberen Teil aneinander), abgetastet (nur kleiner Anriss, kein Nabelbruch), kreuz und quer vermessen und gewogen.

Das Absurdeste dabei war das Wiegen meiner Brüste. Was zum Teufel …? Dazu musste ich still auf der Waage stehen bleiben, während die Ärztin abwechselnd meine Brüste angehoben hat und die Differenz als Gewicht notiert hat. Sehr wissenschaftlich, oder?

An dieser Stelle war ich heilfroh, dass ich mir im Vorfeld bereits die Strategie zurechtgelegt hatte, so gezielt und so knapp wie möglich zu antworten und darüber hinaus den Mund fest verschlossen zu halten. Schließlich wollte ich keine unbedachten Kommentare abliefern, die man hätte gegen mich verwenden können.

Ich habe mich also brav eines Kommentars enthalten und sachlich erklärt, dass die Pflege und Gesunderhaltung der Haut in Bereich der Hautlappen höchst problematisch sei und Entzündungen beinahe alltäglich. Dazu habe ich eine ansehnliche Sammlung von rezeptfreien und rezeptpflichtigen Cremes und Lotionen auf den Tisch gepackt und erklärt, damit immer seltener Erfolg zu haben. Zudem habe ich auf die augenscheinlichen Langzeitschäden hingewiesen, die meine geschundene Haut im Bereich der Hautlappen aufweist.

Es ist wohl wenig überraschend, dass mich dieser anstrengende Termin, ausgelaugt und mit wenig Hoffnung nach Hause entlassen hat.

Übrigens, die Unterlagen der Kollegen, die ich vorgelegt hatte, wurden weder erwähnt noch irgendwie anerkannt, es schein fast so, als ob ich mir das hätte sparen können.

Dem Kommentar einer anderen WHO-Antragstellerin konnte ich später entnehmen, dass sie tatsächlich nachgefragt hat, was das zum Teufel das mit dem Wiegen der Brüste sein soll (wenn auch nicht in diesen Worten). Die Antwort: dass man auch nicht wisse, wofür das in diesem Fall gut sei, es stamme aus der Untersuchung für Brustverkleinerungen. Im Zusammenhang mit den Fragen nach Brustkrebs in der Familie, ergibt das einen gewissen Sinn. Damit stellt sich jedoch die Frage, ob der Medizinische Dienst in Sachen WHO-Gutachten überhaupt eine, nach medizinischen Standpunkten, durchdachte Vorgehensweise hat.

April 2024

Fast genau eine Woche nach dem Termin beim Medizinischen Dienst kam der Anruf von der Krankenkasse mit einer Zusage für eine Abdominalplastik und einer Absage für allen anderen beantragten WHOs. Das zur Vorlage im Adipositaszentrum notwenige Schreiben folgt dann wiederum eine knappe Woche später.

Bereits am Telefon hatte ich erfahren, dass der Medizinische Dienst die Notwendigkeit für eine Abdominoplastik festgestellt hat. Man bedauere jedoch die Operationen für Arme, Beine und Brust ablehnen zu müssen, da der Medizinische Dienst dafür keine Empfehlung vorgelegt hat.

Nun, das war keine Überraschung. Da ich bereits damit gerechnet hatte, hielt sich meine Enttäuschung darüber in Grenzen.

Interessant war, wie es die junge Frau von der Krankenkasse am Telefon formuliert hat. Ich hatte so ein bisschen das Gefühl, dass sie nur ungern als Überbringerin der Nachricht fungiert hat. Vielleicht hatte sie beim Knobeln verloren und war deswegen mit der Aufgabe betraut worden, sich mit dem Kunden, der eine Teilablehnung bekommen hat, auseinander setzten zu müssen.

Sie hat das Problem für sich gelöst, indem sie mit dem Finger auf den Medizinischen Dienst gezeigt hat und ihnen die Schuld in die Schuhe geschoben hat. Es wäre der Medizinische Dienst gewesen der keine Empfehlung für Arme, Beine und Brust gegeben hätte. Dagegen wäre man machtlos und könne nichts tun. Vor lauter, „tut uns leid“ und „Schuld sind immer die anderen“, hätte ich beinahe die guten Nachrichten, nämlich, dass die Abdominoplastik bewilligt wurde, überhört.

Liebe Sachbearbeiter der Krankenkassen, es wäre super, wenn ihr eure telefonische Kommunikation ein wenig positiver und ehrlicher formuliert; insbesondere dann, wenn ihr tatsächlich gute Nachrichten habt. Und bitte, hört mit dem albernen und völlig unglaubhaften „es tut uns ja so leid“ auf.

Wie wäre es stattdessen mit einem neutralen: Wir freuen uns ihnen mitteilen zu können, dass wir die Kosten für ihre Abdominoplastik übernehmen. Dafür liegt uns vom Medizinischen Dienst eine entsprechende Empfehlung vor. Einer Übernahme der Kosten für Arme, Beine und Brust können wir aufgrund der uns vorliegenden Indikation und entsprechend des Gutachtens des Medizinischen Dienstes nicht ausentsprechen.

Kleiner Rückblick Anfang März 2024 und weiter Anfang Mai 2024

Es war Zufall, dass wir bei einem Geburtstags-Kaffee im März 2024 darauf zu sprechen kamen, dass ich darüber nachdenke, wieder ins Berufsleben einzusteigen und wo demnächst eine Stelle frei werden würde, auf die ich mich doch bewerben könnte.

Wir sprechen hier davon, dass ich als Quereinsteiger einen Büroaufgabe suche. Gemäß meinen bisherigen Bemühungen keine so einfache Aufgabe, doch wer nichts wagt, kann auch nichts gewinnen.

Anfang Mai 2024 hatte wir in der Familie einen medizinischen Notfall, der traurigerweise eine Woche später im Verlust eines Angehörigen mündete. Derweil flatterte bei mir die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch herein, der zuvor die Zusage zur Kostenübernahme einer Abdominalplastik gefolgt war.

Für einen kurzen Moment war es eine komplizierte Situation, die mich gleich vor 3 Aufgaben stellte: möglicherweise ein Familienmitglied pflegen zu müssen, einen Wiedereinstieg ins Berufsleben nach 30 Jahren Hausfrauentätigkeit und eine Abdominalplastik durchzuführen zu lassen. Da ich ein Mensch bin, der sich gedrängt fühlt in jeder Situation die Kontrolle zu behalten, war das emotional eine sehr schwierige Phase.

Ich bin heute sehr stolz auf mich, dass ich von irgendwoher die Ruhe gefunden habe, alles eins nach dem anderen anzugehen. In der Vergangenheit hat mein Bestreben die Kontrolle behalten zu wollen, um Perfekt zu sein und keine Fehler zu machen, stets dafür gesorgt, dass ich mich vorschnell für eine Richtung entschieden habe. Diesmal war es anders.

Juli 2024

Mit der Kostenübernahme in der Hand habe ich im Juli 2024 den nächsten Termin beim Adipositas Zentrum wahrgenommen. Wie bereits erwähnt hatte ich es diesmal mit einer Chirurgin zu tun, die eine mögliche Reparatur der Rektusdiastase nicht ausschloss, jedoch vom Verlauf der OP abhängig macht.

Den vorhandenen Nabelbruch hat sie an Ort und Stelle von einer Kollegin, einer Hernienspezialistin, überprüfen lassen, die keinerlei Veranlassung dazu sah ein Netz einziehen zu müssen, da der Bruch lediglich sehr klein sei; was wiederum die Diagnose der Ärztin des Medizinischen Dienstes bestätigt.

Um den Temperaturen zu entgehen wurde ein OP-Termin für Anfang Oktober 2024 vereinbart und davor, Ende September, einer beim Patientenmanagement. In Bezugnahme auf meine Thrombose und Lungenembolie 2009 kam noch die Bitte bei der Gerinnungsambulanz meine Blutgerinnungsfaktoren überprüfen zu lassen.

Wie sich bei meiner alljährlichen Blutuntersuchung, eine Woche später, bei meiner Endokrinologin zeigte war mein Vitamin K1 sowie der MK-4 Anteil von Vitamin K2, der eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung spielt, in einen Mangel gerutscht.

Eine weitere Woche später wurde mir an Jobangebot angetragen. Das Angebot stand zwar nicht im Zusammenhang mit der ursprünglichen Bewerbung, doch es abzulehnen wäre schlicht dumm gewesen.

Ich habe also die Kostenübernahme für eine Abdominalplastik in der Tasche - vor der ich weiß, dass ich sie machen muss, tief in mir aber trotzdem erleichtert bin, dass dieser Zeitpunkt noch nicht gekommen ist - da es mir aktuell schlicht wichtiger ist, in dem angebotenen Job vollen Einsatz zu zeigen.

Designed by datasouth

© 2025 Bethel. All Rights Reserved.
Built with concrete5 CMS.

Top